ADHS – Behandlungsoptionen

Es gibt keine Heilung für ADHS, aber eine Behandlung kann Kindern helfen, die Symptome zu kontrollieren und den Alltag besser zu bewältigen. Die Behandlung von ADHS umfasst häufig Medikamente, verhaltenstherapeutische Maßnahmen oder eine Kombination aus beidem. Die Art der Behandlung hängt von den Symptomen und Bedürfnissen des Betroffenen (Kindes oder Erwachsenen) ab.

Medikation

ADHS wird häufig mit einer von drei Arten von Medikamenten behandelt: Psychostimulanzien, Antidepressiva oder nicht-stimulierende Medikamente. Diese Medikamente können Kindern mit ADHS vom unaufmerksamen Typ (ADD) helfen, sich auf Aufgaben zu konzentrieren und die Konzentration aufrechtzuerhalten.

1. Psychostimulanzien

Psychostimulanzien wirken auf die Neurotransmitter im Gehirn und können dazu beitragen, Energie und Wachsamkeit zu steigern. Häufig wird eine Form mit verlängerter Wirkstofffreisetzung empfohlen (anstelle einer Form mit sofortiger Wirkstofffreisetzung). Zu den Psychostimulanzien gehören Amphetamine wie Adderall und Methylphenidate wie Ritalin und Concerta.

2. Antidepressiva

Antidepressiva wirken auch auf die Neurotransmitter im Gehirn und können dazu beitragen, Stimmung und Aufmerksamkeit zu verbessern. Zu den beliebten Antidepressiva, die bei der unaufmerksamen Form von ADHS verschrieben werden, gehören Wellbutrin (Bupropion) und Effexor (Venlafaxin).

3. Nicht-stimulierende Medikamente

Medikamente, die keine Stimulanzien sind, können für Menschen hilfreich sein, die unter den Nebenwirkungen von Stimulanzien leiden. Dazu gehören Strattera (Atomoxetin), Qelbree (Viloxazin) und Intuniv (Guanfacin). Nicht-stimulierende Medikamente wirken auf einen bestimmten Neurotransmitter, Noradrenalin, und können helfen, Emotionen zu regulieren und die Konzentration auf bestimmte Aufgaben zu steigern.

Nebenwirkungen

ADHS-Medikamente können zu Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen. Solche Nebenwirkungen löste Methylphenidat in Studien bei ungefähr 12 von 100 Kindern aus. Sie traten aber auch bei vielen Kindern auf, die nur ein Placebo genommen hatten. Es kann bloßer Zufall sein, wenn es zum Beispiel nach der Einnahme eines Medikaments zu Schlafproblemen kommt. Nur weil zwei Ereignisse ungefähr gleichzeitig eintreten, heißt das nicht, dass sie zusammenhängen. Daher ist es sinnvoll, beim ersten Anzeichen für eine mögliche Nebenwirkung erst einmal abzuwarten und nicht voreilig den Schluss zu ziehen, dass das Medikament nicht vertragen wird.

ADHS-Medikamente können das Wachstum zumindest vorübergehend geringfügig beeinträchtigen. Es gibt schwache Hinweise aus der Forschung, dass Atomoxetin in seltenen Fällen Selbsttötungsgedanken auslösen könnte. Falls Eltern von Kindern und Jugendlichen, die dieses Mittel nehmen, entsprechende Anzeichen bemerken, sollten sie sie daher ernst nehmen.

Ob Methylphenidat manchmal eine sogenannte Tic-Störung auslöst, ist umstritten, da diese bei ADHS ohnehin eine häufige Begleiterkrankung ist.

Nach dem Absetzen von ADHS-Medikamenten oder bei nachlassender Wirkung erscheinen die Symptome manchmal ausgeprägter als zuvor. Entgegen häufiger Befürchtungen gibt es aber keine Hinweise auf eine abhängig machende Wirkung von ADHS-Medikamenten.

Was tun bei Nebenwirkungen?

Wenn es zu Nebenwirkungen kommt, muss das Medikament nicht zwangsläufig abgesetzt werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Nebenwirkungen umzugehen:

  • Appetitlosigkeit: Wenn die Medikamente den Appetit verringern, hilft es möglicherweise, sie erst mit oder nach einer Mahlzeit einzunehmen.
  • Schlafstörungen: Bei Schlafproblemen kann es hilfreich sein, die abendliche Dosis zu reduzieren oder abends ganz auf das Medikament zu verzichten. Langwirksame Präparate können so früh genommen werden, dass ihre Wirkung rechtzeitig vor dem Schlafengehen nachlässt.
  • Wachstumsprobleme: Bei Verdacht auf ein etwas verzögertes Wachstum sind Medikamentenpausen eine Möglichkeit, etwa am Wochenende oder während der Schulferien.
  • Tic-Störung: Eine Anpassung der Dosis oder eine Medikamentenpause können zeigen, ob die Medikamente tatsächlich die Ursache für eine Tic-Störung sind. Wenn die Tics dann verschwinden, spricht vieles dafür.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen von Blutdruck, Körpergröße und anderen Werten helfen, ernsthafte Nebenwirkungen zu vermeiden. Wichtig ist, dass Eltern mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen, wenn Nebenwirkungen auftreten und das Medikament nicht einfach weglassen. Möglicherweise reicht schon eine Anpassung der Dosis oder eine Änderung des Einnahme-Zeitpunkts.

Wie bei jedem Medikament gibt es häufige Nebenwirkungen. Psychostimulanzien, Antidepressiva und Nicht-Stimulanzien können Schwindel, Appetitlosigkeit, Magenverstimmung und mehr verursachen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie bei Ihrem Kind ungewöhnliche Symptome feststellen.

Verhaltensmanagement

Unabhängig davon, ob sich die Eltern für eine pharmakologische Behandlung entscheiden oder nicht, schlagen die meisten Ärzte und Kinderpsychologen vor, einen Verhaltensinterventionsplan zu entwickeln, um den Kindern beim Erlernen von Anpassungsfähigkeiten zu helfen und unaufmerksames und nicht konformes Verhalten zu reduzieren. Häufig wird eine Kombination von Methoden angewandt, darunter:

  • Verhaltenstherapie

    Bei Kindern mit ADHS wird vor allem die kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt. Als „kognitiv“ bezeichnet man Methoden, die mit dem Gedächtnis, den Gedanken und den geistigen Fähigkeiten zu tun haben. Manche Techniken aus der Verhaltenstherapie können Eltern in einer Elternschulung auch selbst lernen. Sie setzen sie zunächst unter Aufsicht der Therapeutin oder des Therapeuten ein. Eine Verhaltenstherapie kombiniert in der Regel mehrere Maßnahmen, die auf unterschiedliche Verhaltensänderungen abzielen.

    Bei einer Technik geht es darum, Kinder durch Belohnungen oder negative Konsequenzen zu motivieren. Dabei ist es wichtig, erwünschte Verhaltensweisen klar zu benennen, die sich auch überprüfen lassen. Damit der „Verhaltensplan“ Wirkung zeigen kann, muss er für mehrere Wochen konsequent umgesetzt werden. Deshalb sollte man Überforderung vermeiden und nicht zu viele Verhaltensweisen gleichzeitig angehen.

    Eine andere Maßnahme besteht darin, Kindern eine „Auszeit“ zu geben, wenn sie sich problematisch verhalten. Damit ist gemeint, dass sich ein Kind für kurze Zeit in einem anderen Raum aufhält.

    Kognitive Methoden helfen Kindern und Jugendlichen, planvoller an Aufgaben heranzugehen und sie umzusetzen. Ein Beispiel dafür sind „Wenn-Dann-Sätze“: Anweisungen, die ein Kind für sich selbst formuliert, um bestimmte Aufgaben zu üben, zum Beispiel „Wenn ich meine Hausaufgaben erledigt habe, lese ich den Stundenplan und packe meinen Rucksack für den nächsten Tag“. Wenn-Dann-Sätze sind ein Beispiel für sogenannte Selbstinstruktions-Techniken.

    Eine andere Methode: Beim Selbstmanagement-Training lernen Kinder, sich besser zu organisieren. So sollen sie beispielsweise Aufgaben in kleine Schritte aufteilen und ihren Erfolg selbst überprüfen, indem sie sich Fragen stellen: „Was muss ich tun?“, „Was brauche ich dafür?“, „Wie setze ich es um?“ und „Ist mir die Aufgabe gelungen?“

    Verhaltenstherapien können hilfreich sein. Allerdings gibt es bisher nicht genügend gut gemachte Studien, die das belegen.

    Manchmal ist eine Kombination mit Medikamenten erforderlich, um die ADHS in den Griff zu bekommen. Für Kinder und Jugendliche mit ADHS, die auch mit anderen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen zu tun haben, können zusätzlich noch andere psychotherapeutische Behandlungen infrage kommen.

    Familien, die eine Psychotherapie machen möchten, müssen sich meist gedulden. Es kann einige Wochen bis Monate dauern, bis man einen Therapieplatz in einer psychotherapeutischen Praxis bekommt.

  • Verhaltenskontrolltraining für Eltern

    In einer Elternschulung, manchmal auch als „Elterntraining“ angeboten, lernen Mütter und Väter zunächst mehr über ADHS. So geht es etwa darum, welche Verhaltensweisen beeinflussbar sind, welche das Kind selbst ändern kann und welche nicht. Dieses Wissen hilft bei der Erziehung des Kindes und beim Umgang mit den Problemen. Die Eltern erfahren außerdem etwas über die Auswirkungen von ADHS auf den Körper – etwa dass manche Kinder mit ADHS empfindlicher auf Schlafmangel reagieren als andere.

    Ein wichtiger Punkt ist auch, wie man den Alltag so strukturieren kann, dass es dem Kind leichter fällt, feste Abläufe einzuhalten. Es werden Tipps gegeben, wie man mit Grenzüberschreitungen umgehen kann und wie sich das Kind durch Lob und andere Belohnungen zu einem altersgerechten Verhalten motivieren lässt. Ein Beispiel hierfür sind Punktesysteme, bei denen sich das Kind durch das Einhalten von Regeln bestimmte Rechte erarbeiten kann, wie zum Beispiel Zeit für Computerspiele.

    Die Schulungen finden unterschiedlich oft und in verschiedenen Abständen statt. Oft bestehen sie aus mehreren Terminen, die 1 bis 2 Stunden dauern. Sie finden in der Regel wöchentlich und meist in einer Kleingruppe statt. Dadurch können sich Eltern auch untereinander austauschen.

    Bislang haben nur wenige Studien untersucht, wie hilfreich solche Elternschulungen sind. Einzelne Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie sich günstig auf das Verhalten der Kinder auswirken. Manche Eltern empfinden eine Schulung zudem als entlastend und berichten, dass sie ihr Vertrauen in die eigenen Erziehungsfähigkeiten gestärkt hat.

    Elternschulungen werden zum Beispiel durch Sozialpädiatrische Zentren (SPZs), Fachkliniken für Psychosomatik und Psychotherapie sowie heilpädagogische oder psychotherapeutische Praxen angeboten. Sie sind aber nicht überall verfügbar. Eine Online-Schulung für Eltern bietet eine große deutsche Krankenkasse an.

  • Verhaltensorientierte Interventionen in der Schule

    ADHS macht sich normalerweise auch in der Schule bemerkbar. Damit die Behandlung insgesamt erfolgreich ist, sollten Eltern und Therapeuten deshalb auch mit der Schule oder dem Kindergarten zusammenarbeiten. Wenn eine Schülerin oder ein Schüler zum Beispiel ein Training zum besseren Selbstmanagement gemacht hat, ist es hilfreich, wenn auch die Lehrkraft davon weiß.

    Auch für Lehrerinnen und Lehrer ist der Umgang mit ADHS nicht einfach: Sie sollen auf ein Kind mit ADHS eingehen, aber gleichzeitig das Wohl und die Interessen der anderen Kinder berücksichtigen. Wenn die ADHS ausgeprägt ist oder mehrere Kinder in einer Klasse betroffen sind, kann dies leicht zum Spagat werden. Es ist daher wichtig, dass Lehrkräfte und Eltern verständnisvoll miteinander umgehen und versuchen, gemeinsame Lösungen zu finden.

    Darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Lernbedingungen so anzupassen, dass Kinder mit ADHS besser folgen können. Dazu gehört unter anderem eine Umgestaltung des Klassenraums. Man kann ein Kind zum Beispiel so hinsetzen, dass der Lehrer es gut im Blick hat und reagieren kann, wenn es unaufmerksam wird. Außerdem sollte sein Platz möglichst wenig zur Ablenkung verleiten. Deshalb kann es besser sein, die Tische in Reihen statt in Gruppen anzuordnen. Alle Materialien, die nicht genutzt werden, können in Schränken verstaut werden. Wenn Klassenarbeiten geschrieben werden, besteht vielleicht auch die Möglichkeit, das Kind vorübergehend in einen separaten Raum ohne viel Ablenkung zu setzen.

    Es gibt noch eine Reihe weiterer schulischer Maßnahmen, etwa

    • kurze körperliche Übungen im Unterricht,
    • Schulbegleitungen oder
    • Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer, in denen sie mehr über ADHS und den Umgang mit betroffenen Kindern erfahren und pädagogische Techniken erlernen, die Kinder zu einem angemessenen Verhalten motivieren sollen.

    Welche Maßnahmen in einer bestimmten Klasse oder mit einem bestimmten Kind hilfreich und umsetzbar sind, hängt von vielen Faktoren ab, wie etwa den schulischen Rahmenbedingungen, dem Verhältnis der Schüler untereinander und der Art der Probleme. Allgemeine Empfehlungen lassen sich daher nicht geben.

Viele sind der Meinung, dass ganzheitliche Methoden bei der Behandlung der Verhaltenssymptome von ADHS bei Kindern wirksam sind. Regelmäßige Bewegung verbessert nachweislich die Stimmung, die Aufmerksamkeit und die exekutiven Funktionen bei Erwachsenen und Kindern mit ADHS. Studien haben gezeigt, dass sich die Konzentration und die emotionale Regulation bei Menschen mit ADHS nach der Ausübung von Yoga verbessert haben. Auch die Ernährung kann beim Umgang mit ADHS-Verhaltensweisen eine Rolle spielen. Es gibt einige Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass gebratene Lebensmittel, zugesetzter Zucker, Salz und künstliche Inhaltsstoffe Verhaltensprobleme und Aufmerksamkeit verschlimmern können. Es ist jedoch noch weitere Forschung erforderlich, um zu verstehen, wie die Ernährung ADHS beeinflusst. Sprechen Sie mit dem Arzt Ihres Kindes, um sicherzustellen, dass Ihr Kind ausreichend ernährt wird, regelmäßige Mahlzeiten zu sich nimmt und viel Gemüse isst – all dies wurde mit einer besseren Stimmung bei Kindern mit ADHS in Verbindung gebracht.

Quelle (gesundheitsinformation.de; gesundheit.gv.at; adhs-infoportal.de)

und was können Erwachsene tun?

Betroffene Erwachsene kommen oft nur über Umwege in klinische Behandlungssettings, da ein unbehandeltes bzw. unerkanntes AD(H)S häufig zu weiteren Erkrankungen führt (Depressionen, Suchterkrankungen, Angst- und Zwangsstörungen, Essstörungen usw.). Häufig wird dann nur das Symptom und nicht die (unerkannte) darunterliegende Problematik behandelt.

Sobald die Diagnostik erfolgt, und die AD(H)S Diagnose gestellt ist, sollten sich Betroffene rasch in eine ambulante Psychotherapie begeben und eine begleitende Medikation (s.o.) in Betracht ziehen.

Eine Möglichkeit stellt zum Beispiel das ADZ – ADHS Behandlungs- und Diagnostikzentrum dar, wo modernste Diagnose- und Behandlungsverfahren angeboten werden: www.adhs-lueneburg.de