ADHS – Symptome und Entstehung

Auch wenn jeder Mensch die Störung anders wahrnimmt: AD(H)S beeinflusst den Alltag erheblich. Betroffenen fällt es zum Beispiel schwer, organisiert zu bleiben, Termine zu planen und einzuhalten sowie unbeschwert in soziale Situationen zu gehen. Kein Wunder also, berichten AD(H)Sler häufig, sich bereits vor der Diagnose stets «anders» oder nirgendwo zugehörig gefühlt zu haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass viele Betroffene erst im Rahmen einer Behandlung der Begleiterkrankung überhaupt mit AD(H)S diagnostiziert werden. Im folgenden Beitrag haben wir uns den Begleiterkrankungen von AD(H)S detailliert gewidmet.

Es kann eine Herausforderung sein, den Alltag mit dieser Störung zu bewältigen. Aber AD(H)S hat auch gute Seiten. So gelten Betroffene als überdurchschnittlich kreativ, hilfsbereit, feinfühlig und haben eine schnelle Auffassungsgabe. Sie sind, wenn sie sich für ein Thema wirklich interessieren, sehr begeisterungsfähig und können sich dann auch stundenlang damit auseinandersetzen (sogenannter Hyperfokus). Außerdem werden sie für ihre Spontanität, ihre Fantasie und ihren Humor geschätzt.


ADHS bei Kindern- und Jugendlichen

ADHS-Kinder sind voller Energie, haben einen hohen Bewegungsdrang und werden nicht selten mit Unterrichtsstörungen in Verbindung gebracht. Dies vor allem, weil es ihnen schwerfällt, lange ruhig zu sitzen, sich auf nur eine Sache zu konzentrieren oder zu warten, bis sie dran sind. Vor allem bei Jungen steht die Diagnose AD(H)S schnell im Raum, wenn sie in der Schule (negativ) auffallen. Anders bei Mädchen. Bei ihnen ist ADS verbreiteter, sie sind also auch leicht ablenkbar, aber nicht unbedingt zappelig oder sonst irgendwie auffällig. Im Schulsystem gehen sie in der Masse unter und gelten als «still» oder «verträumt». Kein Wunder also werden besonders weibliche Betroffene häufig erst im Erwachsenenalter diagnostiziert.

Kinder mit ADHS fallen auf, Kinder mit ADS leiden im Stillen.

ADHS vs ADS
  • Beide Krankheiten sind angeboren und vererbbar. Sie zeichnen sich durch eine Schwäche in der Impulssteuerung aus. Zudem können Reize nicht richtig gefiltert werden. Betroffene können ihre Aufmerksamkeit nicht für längere Zeit auf eine Sache lenken und sich nicht darauf konzentrieren.
  • Das äußerst sich beispielsweise darin, dass betroffene Kinder viel anfangen, aber nichts davon zu Ende bringen. Sie sind leicht abzulenken, was häufig Flüchtigkeitsfehler bei der Bewältigung von Aufgaben zur Folge hat.
  • Die Kinder sind keineswegs zu „dumm“, die gestellten Aufgaben zu meistern. ADS wie auch ADHS kommt bei normaler Intelligenz vor. Oft sind die Kinder sogar überdurchschnittlich intelligent. Das spiegelt aufgrund der Lernschwäche allerdings in den Schulnoten nicht wider.
  • Typisch für ADHS ist eine ausgeprägte motorische Unruhe – Sie haben einen „Zappelphilipp“ vor sich. Dies zeigt sich allerdings auch insbesondere bei Jungen. Mädchen zeigen häufig andere Symptome, wie beispielsweise innere Unruhe und werden dadurch seltener diagnostiziert.
  • Kinder mit ADS dagegen sind in der Regel sehr still und eher zurückgezogen – zumindest nach außen hin. Im Inneren tobt jedoch auch bei ADS-Kindern häufig das Chaos: Sie sind mit ständig wechselnden Gedanken konfrontiert. Nach außen wirkt dies häufig gedankenversunken.
  • Beiden gemein – sowohl ADS als auch ADHS – ist die gesteigerte Impulsivität. Was dem Kind gerade in den Kopf kommt, wird unreflektiert sofort ausgeführt. Eine Antwort auf eine Frage platzt geradezu heraus, bevor die Frage überhaupt zu Ende formuliert wurde. Dahinter steht das ausgeprägte Verlangen nach Belohnung und Beachtung.
  • Meist folgt statt Belohnung ein negatives Feedback oder eine Zurechtweisung. Damit können diese Kinder nicht umgehen, da ihr Selbstwertgefühl nicht sehr ausgeprägt ist. Die Folge sind Wutanfälle und andere Überreaktionen auf Kritik. Deswegen sind Kinder mit ADS oder ADHS in Klassenverbänden nicht sehr beliebt und nehmen eine Außenseiterrolle ein – was ihre negativen Reaktionen wiederum verstärkt.
  • Diese Impulsivität ist gepaart mit einem mangelnden Bewusstsein für Gefahren, nicht nur sich selbst, sondern auch andere betreffend.
  • Hyperaktive Kinder bewegen sich nicht nur viel und können nicht lange an ihrem Platz sitzen. Sie sind meist auch laut und reden sehr viel.
zusammengefasste Symptome
  • Entwicklungsverzögerungen
  • Starker Bewegungs- und Rededrang
  • Mangelnde Konzentration
  • Geringes Interesse an alltäglichen und „langweiligen“ Aufgaben
  • Kleinkindliches Verhalten im Schulalter
  • Lern- und Leistungsstörungen
  • Wenig Gefahrenbewusstsein
  • Impulsivität
  • Oppositionelles Verhalten
  • Kaum Lernzuwachs durch negative Erfahrungen
  • Niedrige Frusttoleranz
  • Niedriges Selbstwertgefühl
  • Mangelndes Sozialverhalten
  • Außenseiterrolle

ADHS und Hochbegabung

Im Normalfall zeigt sich bei Menschen mit ADHS eher das Bild, dass sie aufgrund ihrer Symptomatik extreme Schwierigkeiten in der Schule haben. Viele Diagnostiker und Eltern nehmen dieses zum Anlass, um über eine mögliche Hochbegabung bzw. Unterforderung im schulischen Bereich zu diskutieren.

  1. ADHS und Hochbegabung treten zusammen jedoch nicht häufiger auf, als bei anderen Menschen ohne die Störung. Die meisten Betroffenen zeigen einen völlig durchschnittlichen IQ. Natürlich gibt es auch hochbegabte Personen unter den Menschen mit ADHS. Dies entspricht aber, wie beim Rest der Bevölkerung, eher der Ausnahme als der Regel.
  2. Generell sollte äußerst vorsichtig mit beiden Begriffen umgegangen werden. Durch manche ähnliche Verhaltensmuster bei ADHS als auch bei einer Hochbegabung auftreten, kann es zu einer Fehldiagnose in beide Richtungen kommen. Fehldiagnosen haben negative Auswirkungen auf Betroffene. Vor einer Diagnose braucht es deswegen ausreichende Untersuchungen. Wichtig ist hierfür auch, dass Sie Ihr Kind beobachten und diese Beobachtungen den Psychologen mitteilen.
  3. Grundsätzlich ist es so, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS durchaus eine normale Intelligenz aufweisen, ihr Potenzial aber aufgrund ihrer Symptome nur sehr schwer ausschöpfen können. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, besondere Fördermaßnahmen zu ergreifen und auf die Bedürfnisse der Betroffenen optimal einzugehen.

Dazu gehört beispielsweise, dass Aufgaben eher kurz und absehbar sein sollten, Belohnungen unmittelbar erfolgen und dass die Personen sich Tätigkeiten selbst aussuchen können. Kinder mit ADHS sind zudem oft sehr kreativ, wissbegierig, humorvoll und haben Führungspotential. Auch auf solche Stärken sollte eingegangen werden.

ADHS bei Erwachsenen

Bei vielen Erwachsenen wurde ADHS in der Kindheit übersehen – sie wissen also gar nichts von der Krankheit und kennen die Ursachen ihrer Probleme nicht. Sie können sich keinen Reim auf ihre „Auffälligkeiten“ machen und suchen erst einen Arzt auf, wenn es zu ernsten Problemen in Alltag und Partnerschaft kommt. Häufige Ausgangspunkte bei der Suche nach einer Ursache sind zum Beispiel

  • Schwierigkeiten am Arbeitsplatz
  • Konflikte in Familie und Partnerschaft
  • Begleiterkrankungen, z. B. Depressionen oder Suchterkrankungen

Die bei Kindern auffällige körperliche Unruhe richtet sich mit zunehmendem Alter oft nach innen. Das heisst, Betroffene zappeln weniger, fühlen sich aber häufig nervös und/oder gestresst. Auch die Impulsivität äussert sich im Erwachsenenalter anders als bei Kindern. So neigen betroffene Frauen und Männer eher zu unüberlegten Geldausgaben oder Suchtproblemen, anstatt, wie vielleicht in jüngeren Jahren, zu Wutanfällen. Das hat einerseits mit Veränderungen im Gehirn zu tun. Andererseits ist es so, dass Kinder mit AD(H)S nicht selten Zurechtweisungen oder gar Ablehnung erfahren und irgendwann lernen, dass es leichter für sie ist, wenn sie sich «zusammenreissen». Dieses Phänomen wird als «Masking» bezeichnet und betrifft auch Menschen im Autismus-Spektrum. Betroffene verstecken oder kompensieren ihre Symptome, um besser in die Gesellschaft zu passen. Das passiert häufig unbewusst, weshalb gerade ADS im Erwachsenenalter schwer zu diagnostizieren ist.

AD(H)S im Alter

Die Störung ist keine Krankheit und daher auch nicht heilbar, weshalb AD(H)S auch bei Senior:innen weiter fortbesteht. Hier wirkt sich oft die Pensionierung negativ auf die Symptome aus, da die gewohnte Tagesstruktur wegbricht. Ebenso leidet das, bei Menschen mit AD(H)S sowieso schon tiefere Selbstwertgefühl darunter, scheinbar keinen Nutzen mehr für die Gesellschaft zu haben. Ferner können körperliche Einschränkungen die Unruhe verschlimmern, der in jüngeren Jahren vielleicht mit Sport entgegengewirkt wurde.

ADHS bei Mädchen & Frauen

Bei Mädchen und Frauen steht die Aufmerksamkeitsdefizitstörung im Vordergrund. Diese Symptome kann ADHS bei erwachsenen Frauen haben:

  • Konzentrationsstörung – Betroffene Frauen sind oft unaufmerksam und können sich nur kurze Zeit auf etwas konzentrieren. Viele Informationen auf einmal können sie nicht verarbeiten. Deshalb gelten sie als vergesslich, verträumt, zerstreut und desinteressiert.
  • Langsam – Um die Konzentrationsstörung zu kompensieren, brauchen sie für ihre Arbeiten mehr Zeit als andere Menschen. Patientinnen haben das Gefühl alles mehrmals kontrollieren zu müssen, weil sie um ihre eigene Fehlbarkeit wissen. Sie haben extreme Angst davor, dass andere das bemerken könnten.
  • Umständlich – Handlungen und Arbeiten sind häufig unstrukturiert und chaotisch. Es fehlt die Fähigkeit der Selbstorganisation. Häufig verrennen sich Betroffene in unwichtige Details, anstatt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
  • Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen – Da ADHSlerinnen häufig der Gesamtüberblick fehlt, sind sie unentschlossen und unsicher. Sie leben in ständiger Angst, dass durch eine falsche Entscheidung ihre Defizite auffallen könnten.
  • Schlechtes Selbstbewusstsein – Erwachsene Frauen mit ADHS haben meistens schon eine Odyssee aus Misserfolgen und Ablehnungen seit ihrer Kindheit hinter sich. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass egal wie sehr sie sich anstrengen, es nicht genug ist, um gute Leistungen zu erbringen oder einen normalen Alltag zu meistern. Ein starkes Selbstbewusstsein kommt so nicht zustande, während die Selbstzweifel steigen.
  • Selbstschuld – Betroffenen Frauen neigen dazu, die Schuld für etwas immer erst bei sich selbst zu suchen. Die meisten sind sich ihrer eigenen Defizite schmerzhaft bewusst. Deshalb glauben sie, dass wenn etwas nicht funktioniert, sei es in der Arbeit, in der Familie oder in der Partnerschaft, sie selbst dafür verantwortlich sind.
  • Reizoffen – Patientinnen sind den Reizen und Sinneseindrücken ihrer Umwelt hilflos ausgeliefert. Sie nehmen bei Geräuschen, Bildern, Gefühlen alles gleichzeitig wahr und können nicht zwischen wichtigem und unwichtigem unterscheiden. Das führt auf Dauer zu einer Reizüberflutung, weswegen Menschenmengen und soziale Kontakte gemieden werden.
  • Sensibel – Unter ADHS leidende Frauen sind häufig dünnhäutig, innerlich unruhig und leicht verletzbar. Sie reagieren auf Aussagen und Gefühle anderer empfindlicher. Gerade negative Empfindungen projizieren sie oft auf sich selbst.
  • Sucht – Erwachsene Frauen mit ADHS neigen zum übermäßigen Konsum von Nikotin, Alkohol, Marihuana und anderen Drogen. Oft ist das ein unbewusster Versuch einer Selbstmedikation, um ruhiger, entspannter und fokussierter zu werden.

Neurobiologische Ansätze

ADS (Aufmerksamkeits Defizit Syndrom) bzw. ADHS (Aufmerksamkeit-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität) scheint grundsätzlich eine neurobiologische Störung zu sein, die vor allem durch erhebliche Konzentrationsschwäche und fehlende Aufmerksamkeitsspanne, reduzierte Impulskontrolle und emotionale Entwicklungsverzögerungen gekennzeichnet ist. Aus neurobiologischer Sicht sind Neurotransmitter-Störungen im Gehirn für das Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) verantwortlich. Sie führen zu Fehlfunktionen in den Regelkreisen zwischen Großhirn (präfrontaler und parietooccipitaler Kortex), Basalganglien und Kleinhirn mit einer mangelhaften Steuerung an Botenstoffen. Die Unterfunktion in mehreren Stellen im Gehirn kommt dabei durch eine mangelhafte Zufuhr an Botenstoffen zustande. Die Störung der Hirnreifung kann im Jugendalter durch Wachstum und Hirnentwicklungsprozesse behoben werden, sie kann aber auch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben.

Die bekanntesten Botenstoffe mit Einfluss auf AD(H)S-Verhalten sind:

  • Dopamin,
  • Noradrenalin
  • Serotonin oder
  • Cortisol

Durch den Mangel an Botenstoffen können Kinder ihre Aufmerksamkeit nicht lange aufrecht erhalten. Die Gehirntätigkeit wird in Folge durch Verhaltensauffälligkeiten wie beispielsweise übermäßig viel reden oder herumzappeln aktiviert. Die Informationsverarbeitung findet in den Vorderhirnlappen statt, wo z.B. Dopamin-Hormone für eine optimale Reiz-/Informationsweiterleitung in diesem Bereich sorgen. Dieser Botenstoff (Neurotransmitter) kann die kognitive Wahrnehmungsfähigkeit deutlich steigern: Sei es z.B. im Schulunterricht, beim Sport oder am Essenstisch: Das Gehirn eines Menschen nimmt ständig Eindrücke, Gefühle, Empfindungen, Anforderungen oder Geräusche auf und sortiert diese in:

  • überlebensnotwendig“ (z.B. beim Fahrradfahren vor dem Überqueren einer befahrenen Straße anhalten),
  • wichtig“ (z.B. im Matheunterricht dem Lehrer bei Erklärungen zuhören) und
  • unwichtig“ (Informationen die automatisch aussortieren werden sollten, da diese keine persönliche Relevanz haben und das Gehirn nur „stören“, z.B. das Husten eines Mitschülers).
  • Dopamin = „Glücks-Hormon“

    Dopamin übermittelt Signale vom Hirn an die Muskeln und ist verantwortlich für

    1. die Regulierung der körperlichen und seelischen Aktivität,
    2. zielorientiertes Verhalten,
    3. Motivation,
    4. Selbstwertgefühl,
    5. fein- und grobmotorische Abstimmung und
    6. Regulierung des Wissensgedächtnisses.
  • Adrenalin = „Stress-Hormon“

    Adrenalin ist ein wichtiges Stresshormon. Bei einem Mangel kann es z.B. zu

    1. überdrehtem Verhalten,
    2. Einschlafschwierigkeiten,
    3. häufigen Streitigkeiten und Konflikten,
    4. Gedächtnisstörungen,
    5. gestörter Impulssteuerung kommen.
  • Serotonin = „Glücks-Hormon“

    Serotonin reguliert

    1. Gefühle und deren Speicherung im Gedächtnis,
    2. Selbstwertgefühl,
    3. Motivation,
    4. Gefühl des Wohlbefindens,
    5. Ängste, Emotionen und soziales Verhalten.
    6. Serotonin ist für eine positive Gemütslage verantwortlich.

  • Cortisol = „Stress-Hormon“

    Cortisol gehört zu den wichtigen Stress-Hormonen und wird in der Nebennierenrinde gebildet. Ein zu hoher Cortisol-Wert kann auf chronischen Stress bzw. auf eine erhöhte z.B. emotionale, psychische oder physische Energieanforderung hinweisen. Eine zu hohe Cortisolproduktion kann zu Serotoninmangel führen. Folgen können sein:

    1. Innere Unruhe,
    2. Gedächtnis-/Konzentrationsschwäche,
    3. mangelhafte Affektkontrolle,
    4. Angstzustände.
    5. Ein hoher Wert am Abend kann zu Schlafstörungen führen.
  • Sonstige Einflussfaktoren

    • Entwicklungsverzögerungen
    • Wirbelblockaden
    • Körperliche oder
    • geistige Überforderung
    • Stress
    • Leistungs-/Teilleistungsstörungen
    • Sauerstoffmangel
    • Starker Nikotingenuss
    • Hoher Alkoholkonsum während der Schwangerschaft
    • Familiäre Belastungen im Kleinkindalter
    • Wohnverhältnisse
    • Allergien
    • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
    • Gehirnaktivitäten

Die Forschung sagt allgemein, dass eine Störung des Dopamin-Noradrenalin-Systems eher zu einer Aufmerksamkeits- bzw. Wahrnehmungs-/Verhaltensstörung mit Hyperaktivität und eine Störung des Serotonin-Noradrenalin-Stoffwechsels eher zu ruhigem, verträumtem Verhalten führt. Ob und in welcher Form eine Botenstoff-/ Hormonstörung tatsächlich für das AD(H)S-Verhalten ursächlich ist, das kann möglicherweise über einen Hormontest (Speichel-/Urinprobe) herausgefunden werden. Objektive Analyseverfahren wie das Analyseverfahren ELISA, werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bestimmung von Stereoidhormonen anerkannt.

Mangel von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren als Ursache von ADHS

Es besteht die Annahme, dass eine ungenügende Zufuhr von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren die ADHS-Symptomatik begünstigen kann. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren kann zu vermehrten Entzündungen im Körper führen, was sowohl psychische Auswirkungen, als auch Auwirkungen auf Haut (z.B. Neurodermitis) und Sehkraft haben kann.* Omega-3-Fettsäuren können z.B. durch den Verzehr von Leinöl oder Walnüssen aufgenommen werden. Auch Omega-6-Fettsäuren sind in vielen Ölen enthalten (z.B. Distelöl, Sojaöl, Olivenöl). Die Inhaltsstoffe EPA & DHA sollen zum Erhalt der Gehirnfunktion beitragen. Zum Beispiel ist eine schwedische Forschergruppe an der Universität Göteborg im Jahr 2017 zu dem Ergebnis gekommen, dass Kinder mit leichten Aufmerksamkeitsdefiziten und leichten Lerndefiziten von einer regelmäßigen Einnahme an Omega-3-Fettsäuren als Alternative bzw. Ergänzung  zu klassischen Medikamenten profitieren – am stärksten Jungen. Getestet wurden in dieser schwedischen Studie 154 Drittklässler (9 – 10 Jahre).

Sensorische Integrationsstörung als Ursache?

Unter Sensorischer Integration versteht man das Zusammenwirken der eintreffenden Sinneseindrücke (über Augen, Ohren, Nase, Geschmacksnerven, Haut und Gleichgewichtsorgan) und deren Wahrnehmung und Deutung im zentralen Nervensystem sowie die Fähigkeit, Körpersprache oder Handeln seiner Mitmenschen zu deuten, diese nachvollziehen zu können und situationsangemessen zu reagieren. Bei einer Sensorischen Integrationsstörung werden die Eindrücke im Gehirn nicht richtig verarbeitet. Meist sind Kinder betroffen. Diese haben häufig Lernstörungen und die Alltagsbewältigung fällt ihnen schwer. Sensorische Integrationsstörungen können früh erkannt ergotherapeutisch behandelt werden.

  • Quellen

    „ADS. Unkonzentriert, verträumt, zu langsam und viele Fehler im Diktat – Diagnostik, Therapie und Hilfen für das hypoaktive Kind – 8. Auflage“ (Autorin: Helga Simchen,  Verlag Kohlhammer)

    navigator-medizin.de/eltern_kind/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zu-kinderkrankheiten/psyche/adhs-ursachen/2382-wie-lautet-die-neurobiologische-erklaerung-fuer-adhs.html (Autor: Dr. Hubertus Glaser)

    swisshealthmed.de (Medizinisches Labor für Hormontests)

    „Tricky Kids – Das Potential schwieriger Kinder“ (Autor: Andrew Fuller, Kreuz Verlag)

    Fachbeitrag von Professor Andreas Reif veröffentlicht in der Mitgliederzeitschrift von ADHS-Deutschland e.V. „neueAkzente“ (Ausgabe 1/2018)

    Quelle: http://www.deutsche-therapeutenauskunft.de/therapeuten/ergotherapie/therapieformen-der-ergotherapie/sensorische-integration/

    www.navigator-medizin.de/eltern_kind/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zu-kinderkrankheiten/psyche/adhs-ursachen/2382-wie-lautet-die-neurobiologische-erklaerung-fuer-adhs.html – Autor: Dr. Hubertus Glaser