Die 10 häufigsten Essstörungen
Diese Seite soll dir helfen zu verstehen, welche verschiedenen Formen und Ausprägungen einer Essstörungserkrankung es gibt. Prinzipiell unterscheiden sich die einzelnen Subformen vor allem hinsichtlich spezifischer (krankhafter) Verhaltensweisen. Was jedoch alle vereint sind vor allem die andauernde Beschäftigung mit dem Essen, der Figur und dem Gewicht.
Essstörungen sind kein neues Phänomen. Schon im antiken Rom gab es Berichte über Gelage mit künstlich herbeigeführtem Erbrechen. Im Mittelalter kamen Hungerkünstler oder Wundermädchen auf, die durch ihr langes Fasten berühmt wurden. 1873 wurde die Magersucht erstmalig von dem französischen Arzt Ernest-Charles Lasègue beschrieben. Bei Essstörungen handelt es sich um lebensbedrohliche psychosomatische Erkrankungen, die nicht zu den Suchterkrankungen zählen, aber einen deutlichen Suchtcharakter aufweisen (Wunderer et al., 2013). In Deutschland legen allerdings die Bezeichnungen Magersucht und Ess-Brech-Sucht eine Ähnlichkeit zu Abhängigkeitserkrankungen nahe. Da sich, wie aus den Statistiken der Suchthilfe hervorgeht, auch Menschen mit einer Essstörung an das Suchthilfesystem wenden, ist es in diesem Bereich von hoher Bedeutung, ein Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen sowie Kenntnisse zur Diagnostik, Komorbidität und zum Gefährdungspotenzial zu vermitteln. Essstörungen können mit normalem Gewicht, Untergewicht oder mit Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) einhergehen. Sie treten in verschiedenen Erscheinungsformen auf, die häufig fließend ineinander übergehen.
Genug geredet! Hier geht es nun zur detaillierten Übersicht der einzelnen Varianten der Erkrankung (klicke einfach das Symbol an):
Nicht jede Person, die beim Essen ab und zu über die Stränge schlägt, ist ernsthaft krank. Und Betroffene sind nicht automatisch magersüchtig, nur weil sie Diäten ausprobieren. Solche Verhaltensweisen können aber, wenn andere Faktoren hinzukommen, den Beginn einer Essstörung darstellen. Der Übergang von einem auffälligen zu einem krankhaften Essverhalten ist oft schleichend und für Außenstehende (und sogar Betroffene selbst!) erst spät ersichtlich. Essstörungen sind ernsthafte Erkrankungen, die unbedingt behandelt werden müssen. Vor allem der Umgang mit dem Essen und das Verhältnis zum eigenen Körper bzw. der eigenen Figur sind dabei gestört. Es gibt verschiedene Formen und Mischbilder.
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Was sind Essstörungen?
- Essstörungen sind schwere psychische Erkrankungen. Sie sind behandelbar, und je früher jemand die Behandlung erhält, die er oder sie braucht, desto besser sind die Chancen auf eine gute Genesung.
- Essstörungen sind KEINE Entscheidungen, vorübergehende Modeerscheinungen oder Phasen. Essstörungen sind schwerwiegend und können tödlich sein.
- Essstörungen können durch ein anhaltendes Muster von ungesundem Ess- oder Diätverhalten erkannt werden, das gesundheitliche Probleme und / oder emotionalen und sozialen Stress verursachen kann.
- Essstörungen treten auf der ganzen Welt auf, vor allem in industrialisierten Regionen oder Ländern.
- Die häufigsten Essstörungen sind Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa und Binge-Eating-Störungen.
- Obwohl es formale Richtlinien gibt, die Angehörige der Gesundheitsberufe zur Diagnose von Essstörungen (DSM-5) verwenden, existieren ungesundes Essverhalten auf einem Kontinuum. Selbst wenn eine Person die formalen Kriterien für eine Essstörung nicht erfüllt, kann sie ein ungesundes Essverhalten erleben, das erhebliche Belastungen verursacht und sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit schädigen kann.
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Wer kann von Essstörung betroffen sein?
- Jeder kann betroffen sein. Essstörungen diskriminieren nicht aufgrund von Geschlecht, Alter oder Rasse. Sie können in allen Geschlechtern, allen Altersgruppen und in einer Vielzahl von Rassen und ethnischen Hintergründen auf der ganzen Welt gefunden werden. Aber es gibt Gruppen, die ein erhöhtes Risiko für Essstörungen aufweisen (siehe unten).
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Kinder und Jugendliche
In einer ersten bundesweit repräsentativen Querschnittsuntersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI), dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) wurde von 2003 bis 2006 bei insgesamt 17.641 Mädchen und Jungen zwischen 0 und 17 Jahren neben relevanten Körpermaßen auch das gesundheitsbezogene Verhalten (Ernährung, sportliche Aktivität, Medienkonsum) erhoben.
Nach Mensink et al. (2011) zählen zu den zentralen Ergebnissen:
- Prävalenz von Übergewicht bei 3- bis 17-Jährigen: 15 % (Zunahme um 50% seit den 1990er Jahren).
- 6% der 15% Übergewichtigen sind adipös (Zunahme um 100 % seit den 1990er Jahren).
- Übergewicht findet sich gehäuft bei Kindern und Jugendlichen mit niedrigem Bildungsniveau.
- Übergewicht der Eltern als wichtigster Einflussfaktor auf Adipositas bei Kindern und Jugendlichen.
- Weitere unabhängige positive Zusammenhänge von Adipositas und niedrigem Sozialstatus, Migrationshintergrund (nur bei 3- bis 13-Jährigen), hoher Gewichtszunahme in der Schwangerschaft (nur bei normalgewichtigen Müttern), Rauchen in der Schwangerschaft, hohem Geburtsgewicht, geringer Schlafdauer (nur bei 3- bis 10-Jährigen) sowie hohem Medienkonsum.
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei adipösen Jugendlichen.
- Kinder und Jugendliche konsumieren zu viele gesüßte Erfrischungsgetränke und Süßigkeiten und zu wenig Obst und Gemüse.
- Geringere gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Übergewichtigen im Vergleich zu Normalgewichtigen.
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Erwachsene
Die von 2008 bis 2011 durchgeführte erste Welle der repräsentativen Studie des RKI zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) untersuchte insgesamt 7.116 18- bis 79-Jährige körperlich und befragte sie zu gesundheitsrelevanten Themen. Mensink et al. (2013) verglichen die Ergebnisse mit denen des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98) und des Nationalen Untersuchungssurveys 1990/92. Den Daten des DEGS1 zufolge sind 67,1 % der Männer und 53,0 % der Frauen übergewichtig. Während sich diese Zahlen im Vergleich zum BGS98 nicht verändert haben, ist die Adipositasprävalenz – insbesondere bei Männern – bedeutend gestiegen. Dem DGS98 zufolge waren 18,9 % der Männer und 22,5 % der Frauen adipös, in DEGS1 sind es bereits 23,3 % der Männer und 23,9 % der Frauen. Dabei zeigt sich eine deutliche Zunahme der Adipositas-Betroffenen insbesondere bei jungen Erwachsenen, die zur beobachteten hohen Adipositasprävalenz im KiGGS passt. Demzufolge sollten Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen insbesondere jüngere Altersgruppen ins Auge fassen.
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Verbreitung von Essstörungen
Die tatsächliche Verbreitung von Essstörungen lässt sich aus verschiedenen Gründen (hohe Dunkelziffer, insbesondere bei BN, Mangel an Erhebungen an repräsentativen nicht-klinischen Stichproben, Unschärfen bei der Definition der diagnostischen Kriterien) nicht leicht ermitteln. Zudem basieren die meisten Studien auf retrospektiven Angaben und sind untereinander schwer vergleichbar. Nach der repräsentativen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) von Jacobi et al. (2014) leiden 1,5 % der Frauen und 0,5 % der Männer (12-Monats-Prävalenz) unter einer drei Hauptformen von Essstörungen (AN, BN oder BES). Essstörungen zählen im Kindes- und Jugendalter zu den häufigsten chronischen Gesundheitsproblemen. Zur Epidemiologie von Essstörungen im Kindesalter existieren jedoch nur wenige Daten.
Informationspapier Essstörungen:
In der KiGGS-Studie zeigten nach Hölling & Schlack (2007) insgesamt 21,9 % der befragten Kinder und Jugendlichen in Deutschland im Alter von 11-17 Jahren Symptome von Essstörungen. Mädchen sind mit 28,9 % signifikant häufiger betroffen als Jungen (15,2 %), insbesondere im Alter von 14 bis 17 Jahren. Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status zeigen mit 27,6 % fast doppelt so häufig Symptome wie solche aus Familien mit hohem Status (15,6 %). Ferner weisen Migranten (30,3 %) gegenüber Nicht-Migranten eine höhere Quote auf (20,2 %). Einschränkend muss beachtet werden, dass in der KiGGS-Studie nur Anzeichen für gestörtes Essverhalten im Jugendalter mittels eines Screening-Instruments zur Identifizierung von Verdachtsfällen auf Essstörungen (SCOFF-Fragebogen) und keine klinischen Diagnosen erfasst wurden, sodass die Häufigkeit von Essstörungen überschätzt sein dürfte. -
Ätiologie und Risikofaktoren
Die Entwicklung von Essstörungen wie der AN und BN sind multifaktoriell bedingt, d.h., dass biologische, persönlichkeitsbedingte, soziokulturelle und familiäre Faktoren zusammenwirken (Holtkamp & Herpertz-Dahlmann, 2005).
Genetische Faktoren: Systematischen Familienstudien zufolge ist die Prävalenz von Essstörungen bei Familienmitgliedern von anorektischen und bulimischen Patientinnen im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe 7- bis 12-fach erhöht.
Biologische Faktoren: Zahlreiche Studien belegen die pathophysiologische Relevanz neuro-endokrinologischer, neurochemischer und metabolischer Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer AN. Bei der BN liegt die Annahme zugrunde, dass gezügeltes Essverhalten und Fasten die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Essattacken erhöhen und zur Aufrechterhaltung biologischer und psychischer Störungen führen.
Temperaments- und Persönlichkeitsfaktoren: Insbesondere AN-Betroffene zeichnen sich in ihrer Persönlichkeitsstruktur durch Merkmale wie Beharrlichkeit, Perfektionismus, Introvertiertheit und ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis aus. Patientinnen mit einer BN scheinen weniger ausdauernd und kontrolliert, frustrationstoleranter und extrovertierter zu sein als solche mit einer AN.
Familiäre Faktoren: Auch erziehungsbedingten Faktoren wird bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen eine Rolle zugeschrieben. Wichtig erscheint hierbei die wechselseitige Interaktion zwischen den Eigenschaften des Kindes und dem Erziehungsverhalten der Eltern. Mangelnde Autonomie, ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie sowie soziale Ängstlichkeit seitens des Kindes fördern möglicherweise einen behütenden Erziehungsstil auf Seiten der Eltern und umgekehrt.
Soziokulturelle Faktoren: Für den Einfluss soziokultureller Faktoren sprechen folgende Aspekte: die hohe Prävalenz von Essstörungen in den westlichen Ländern gegenüber anderen Kulturkreisen, die Zunahme an Essstörungen in den letzten Jahrzehnten sowie die höhere Prävalenz in Mittel- und Oberschichten sowie bei Risikogruppen (Sportler, Models). Ferner können u.a. auch kulturelle Einflüsse eine Erklärung für die Häufung von Essstörungen bei Mädchen und Frauen liefern, da Frauen dem Druck des Schlankheitsideals mehr als ihre männlichen Kollegen unterliegen.
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Versorgung – Beratung – Therapie
Beratungsangebote
Beratungsstellen sind für Betroffene und Angehörige bei Essstörungen meist die erste Anlaufstelle. Ambulante Beratung wird nicht nur von speziellen Einrichtungen für Essstörungen, sondern auch von Frauen-, Jugend- und Suchtberatungsstellen, weiteren psychosozialen Beratungsstellen und Gesundheitsämtern angeboten, die über Fachpersonal mit essstörungsspezifischer Beratungskompetenz verfügen. Es werden in erster Linie Informationen zum Krankheitsbild, über ambulante und stationäre Behandlungsmöglichkeiten und Selbsthilfeangebote vermittelt. Bei Betroffenen, die Bedarf an einer längerfristigen medizinischen und psychotherapeutischen Behandlung haben, hat die Beratung zudem die Funktion, die Motivation zur Inanspruchnahme einer Therapie zu stärken. Das Beratungsangebot reicht von der persönlichen Beratung bis hin zu niederschwelligen, da anonymen, Telefon- und internetbasierten Beratungsangeboten in Form von Chats oder via E-Mail (DHS, 2013).Behandlungsangebote
Ein nur geringer Teil der an einer Essstörung Erkrankten sucht und erhält adäquate Hilfe. Ein Grund für die mangelnde Inanspruchnahme ist in der unzureichenden und schwankenden Änderungsmotivation vieler Betroffener zu suchen, ein anderer darin, dass Essstörungen in der ärztlichen Versorgung häufig unentdeckt bleiben (Wunderer et al., 2012). Ferner kann sowohl die ambulante als auch die stationäre Behandlung von Patientinnen mit Essstörungen mit längeren Wartezeiten verbunden sein (Herpertz et al., 2011). Bei Behandlungsbeginn ist aufgrund der schwerwiegenden körperlichen Auswirkungen, die Essstörungen mit sich bringen können, eine neurologische und internistische Abklärung dringend zu empfehlen.Säulen und Ziele der Therapie von Essstörungen
Die Therapie von Essstörungen beinhaltet drei grundlegende Ansatzpunkte:- Somatische Rehabilitation
- Individuelle psychotherapeutische Behandlung
- Einbeziehung der Familie (insbesondre bei jugendlichen AN-Betroffenen)
Zu den grundlegenden Zielen, die im Rahmen der Behandlung von Essstörungen verfolgt werden, zählen (Holtkamp & Herpertz-Dahlmann, 2005):
- Behandlung körperlicher Komplikationen
- Gewichtsrehabilitation
- Normalisierung des Essverhaltens
- Veränderung dysfunktionaler Gedanken
- Verbesserung von Defiziten in der Affektregulation
- Verbesserung von begleitenden psychischen Problemen
- Einbeziehung der Familie zur Bewältigung intrafamiliärer Konflikte
Psychotherapeutische Verfahren
Unter den psychotherapeutischen Verfahren findet insbesondere die als effektiv nachgewiesene kognitiv behaviorale Therapie Anwendung (Holtkamp & Herpertz-Dahlmann, 2005). Zu den ergänzenden und die Psychotherapie begleitenden Angeboten zählen z.B. Psychoedukation, Ernährungsmanagement, Selbstsicherheitstrainings sowie Elemente aus körperorientierten Verfahren und Entspannungstechniken. Die psychotherapeutische Behandlung von Essstörungen stellt für das Hilfesystem insofern eine Herausforderung dar, als diese durch eine hohe Tendenz der Aufrechterhaltung der Psychopathologie und des gestörten Essverhaltens gekennzeichnet sind. Hinzu kommt die im Rahmen einer Behandlung häufig mangelnde Motivation der Betroffenen, welche die therapeutische Arbeit zusätzlich erschwert (Pauli, 2013). So besteht die Erkrankung meist über mehrere Jahre. Bei der insbesondere vital bedrohlichen AN kommt es in ungefähr 50 % der Fälle zu Heilungen, in ca. 20 % zu einem chronischen Verlauf. Bei etwa 30 % wechseln Rückfälle und symptomfreie Phasen ab. Besonders zu beachten ist das deutlich erhöhte Sterberisiko (Herpertz et al., 2011).Pharmakotherapie
Für die AN ist keine wirksame Pharmakotherapie bekannt. Es liegt keine Evidenz dafür vor, dass Neuroleptika, Antidepressiva oder Appetitstimulanzien zu einer Gewichtszunahme bei AN führen. Eine begrenzte Evidenz besteht für den Einsatz von Olanzapin hinsichtlich einer günstigen Beeinflussung von Zwangssymptomen und Gedankenkreisen (Herpertz et al., 2011). Bei BN kann eine begleitende Behandlung mit Antidepressiva (in Deutschland: Fluoxetin) hilfreich sein, da zum einen häufig eine komorbide Depression vorliegt und andererseits Evidenz dafür besteht, dass Antidepressiva positive Auswirkungen auf die bulimische Essstörungssymptomatik haben und dies unabhängig von einem antidepressiven Effekt (Herpertz et al., 2011). Für die Behandlung einer BES ist in Deutschland kein Medikament offiziell zugelassen (Herpertz et al., 2011).Zwangsbehandlung
Für den Fall einer Einsichts- und/oder Entscheidungsunfähigkeit der Patientin ist bei akuter körperlicher oder psychischen Gefährdung auch eine Zwangsbehandlung in Erwägung zu ziehen (weiterführende Informationen vgl. S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Essstörungen von Herpertz et al., 2011). -
Qualitätssicherung in der Beratung und Therapie
Leitlinien für Beratung und ambulante Behandlung von Essstörungen (Reich et al., 2005)
Der Bundesfachverband Essstörungen führte eine Untersuchung zur Qualitätssicherung von Beratungs- und ambulanten Behandlungsangeboten von Essstörungen in seinen Mitglieds-einrichtungen durch, aus denen Leitlinien für die Beratung und ambulante Behandlung von Essstörungen abgeleitet wurden. Die AWMF S3-Leitlinie, die der Verbesserung und Diagnostik und Behandlung von Essstörungen auf Basis der bislang vorliegenden wissenschaftlichen Evidenz und dem Konsens aller beteiligten Fachdisziplinen beruht, kannst du hier herunterladen. Eine qualitätsgesicherte bundesweite Suchfunktion bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) -
Selbsthilfe
Selbsthilfe- und Selbsthilfegruppen, in denen du mit anderen sprechen kannst, die ähnliche Erfahrungen machen oder gemacht haben, können sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Familien während der Behandlung und bei der Aufrechterhaltung der Genesung nützlich sein. Da die Anzahl der von Essstörungen Betroffenen die Zahl freier Therapieansätze exorbitant übertrifft, kommt der Selbsthilfe als niederschwelliger Therapieansatz eine immer größere Bedeutung zu. Im Rahmen der Selbsthilfe-Ansätze werden zunehmend moderne Medien wie Internet, SMS oder Computerprogramme eingesetzt, die eine interaktive Gestaltung erlauben. Ziel ist es, über niederschwellige Angebote bestimmte Zielgruppen zu erreichen, um einer Chronifizierung oder dem Ausbruch einer Erkrankung bei Risikogruppen vorzubeugen bzw. frühzeitzeitig intervenieren zu können.
Selbsthilfeangebote können zum einen in Anspruch genommen werden, um das Warten auf ein spezielles Behandlungsangebot zu verkürzen. Zum anderen könnten Betroffene von BN und BES, die keine professionelle Hilfe nutzen und damit die Mehrheit stellen, durch unterschiedliche Selbsthilfe-Angebote erreicht werden. Ein Teil der Patientinnen mit BN und einer BES kann von Selbsthilfeangeboten profitieren. Gleichzeitig ist jedoch davon auszugehen, dass ein alleiniger Selbsthilfeansatz für Patientinnen mit einer ausgeprägten AN mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Weg zur Heilung keine ausreichende Hilfestellung bieten kann.