Habe ich ADHS?

Oft wird die Diagnose ADHS bereits im Kindes- oder Jugendalter gestellt. Doch es gibt auch immer wieder Fälle, in denen ADHS erst deutlich später erkannt wird.

Über viele Jahre hinweg quälen sich Betroffene mit den typischen Fragen: Warum kann ich mich so schlecht auf eine Aufgabe konzentrieren? Warum habe ich häufig heftige Wutausbrüche, doch in der nächsten Minute ist alles wieder vorbei? Warum befällt mich immer wieder diese quälende innere Unruhe? Bis die Diagnose „ADHS“ schließlich die richtigen Antworten auf diese Fragen liefert, können mitunter Jahrzehnte vergehen – ein langer Leidensweg für die Betroffenen.

So äussert sich AD(H)S

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und ADS für Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Beide Störungen gehören zur Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen, die in der Kindheit beginnen. Sie zeichnen sich durch eine Schwäche in der Impulssteuerung, eine gestörte Reizfilterung und eine verminderte Aufmerksamkeitsspanne aus.

Der wesentliche Unterschied zwischen ADHS und ADS besteht darin, dass bei ADHS auch Hyperaktivität Teil des Krankheitsbildes ist. Das bedeutet, dass die Betroffenen sehr unruhig, zappelig und impulsiv sind. Sie haben Schwierigkeiten, still zu sitzen, warten zu können oder Regeln zu befolgen. Sie sind oft laut, stören andere oder handeln unüberlegt.

Bei ADS fehlt die Hyperaktivität. Die Betroffenen sind eher still, zurückgezogen und verträumt. Sie haben Probleme, sich zu konzentrieren, lassen sich leicht ablenken und wirken oft gedankenversunken oder in sich gekehrt. Sie können Reizeinflüsse nur schwer einordnen und reagieren häufig impulsiv.

Das bekannteste Klassifikationssystem der Psychiatrie (DSM-5) unterteilt ADHS in drei verschiedene Unterklassen:

  • Hyperaktiv-impulsiver Typ: Die Betroffenen zeigen vor allem Symptome von Hyperaktivität und Impulsivität.
  • Unaufmerksamer Typ: Die Betroffenen zeigen vor allem Symptome von Unaufmerksamkeit. Dies entspricht der ADS-Definition.
  • Kombinierter Typ: Die Betroffenen zeigen Symptome von Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit.

25 Hinweise auf ADHS

  • Konzentrationsprobleme, Ablenkbarkeit
  • „Aufschieberitis“
  • Fehlende Tagesplanung (Arbeit ohne To-Do-Liste)
  • „Verzetteln“, Unfähigkeit, Prioritäten zu setzen
  • Chaos im Kopf
  • Innere Unruhe und Getriebensein
  • Ständig in Bewegung (z. B. mit Fingern auf Tisch trommeln oder mit Füßen wippen), häufige Änderung der Körperhaltung
  • Sich schnell angegriffen fühlen
  • Sehr schnell und sehr heftig emotional aufgewühlt sein (emotional „überreagieren“);
  • Handeln, ohne über die Folgen nachzudenken (z. B. riskante Fahrweise im Straßenverkehr)
  • Schnelle und starke Gefühls- und Stimmungsschwankungen;
  • Depressive Stimmungs-Einbrüche mit Gefühlen von Minderwertigkeit, Aussichtslosigkeit und Resignation
  • Sich schnell gelangweilt und antriebslos fühlen
  • Mangelnde emotionale Abgrenzung von anderen Menschen
  • Schlechte Wahrnehmung für eigene Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse
  • Gefühle als „Knäuel“ wahrnehmen und nicht differenzieren und beschreiben können
  • Unregelmäßige Essenszeiten, Essen „vergessen“
  • Haltestelle verpassen, Zug, Bus verpassen
  • Dinge verlegen, vergessen
  • Häufiges Zuspätkommen
  • Vergessen von Terminen/ Verabredungen
  • Spontane, unüberlegte Einkäufe (ohne Überblick über das Konto)
  • Unordnung im Haushalt
  • Sammelwut
  • Wenige Freunde („Keine Zeit für Freunde“)

Solltest du hier überwiegend mit JA! antworten, ist es auf jeden Fall ratsam, dass du dir professionelle Unterstützung suchst. Diese Internetseite ersetzt keinesfalls eine professionelle Diagnose.

Die nötige Art von Unterstützung findest du zum Beispiel bei Psychiater:innen, Psychotherapeut:innen, Neurolog:innen oder spezialisierten Diagnostikzentren, wie zum Beispiel das ADZ (ADHS Diagnostik- und Behandlungszentrum).