Kernbotschaft übers Essen

Mann sitzt auf Couch und spricht mit Therapeut
Regelmäßiges, strukturiertes und ausgewogenes Essverhalten schützt (junge) Menschen vor Ess- und Körperbildstörung.
Mann sitzt auf Couch und spricht mit Therapeut
Gerade junge Menschen oder bereits Untergewichtige müssen mehr essen, als sie selbst vielleicht denken, um ihr Wachstum und ihre Entwicklung zu unterstützen.
Mann sitzt auf Couch und spricht mit Therapeut
Beim „richtigen“ Essen geht es um mehr als nur die Art der Nahrung selbst bzw. die Kostform (vegetarisch/vegan). Es bedeutet auch, essen nicht mit Emotionen zu verknüpfen (z. Bsp. als Belohnung oder Bestrafung einzuordnen), körperliche Bedürfnisse zu befriedigen und sich sozial über Mahlzeiten zu verbinden.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Ernährung

Mann mit geistiger Störung, Krankheit, Beeinträchtigung, psychiatrischen oder psychologischen Problemen
Was und wie sollten (junge) Menschen essen

Junge Menschen brauchen eine beträchtliche Menge an Nahrungsmitteln, um ihr Wachstum und ihre Entwicklung zu unterstützen. Kinder und Jugendliche müssen in dieser wichtigen Zeit des Wachstums und der Entwicklung angemessen an Gewicht zunehmen, insbesondere auch im Hinblick auf die hormonelle Reife (typisches Indiz: Ausbleiben der Periodenblutung/ Primäre Ammenorhoe).

„Richtiges“ Essen umfasst verschiedene Aspekte, wie z.Bsp. das Wissen darüber, wie man Nahrungsmittel erhält, Essen zubereitet und die Fähigkeit, ein ausgewogenes Gleichgewicht der verschiedenen Lebensmittelgruppen (im Sinne der klassischen Lebensmittelpyramide) zu erkennen, das erforderlich ist, um eine optimale Gesundheit und ein optimales Wohlbefinden zu erreichen bzw. aufrechtzuerhalten. Dazu fähig zu sein, Essen in der Gesellschaft (geliebter) Mitmenschen zu genießen, ist ein wichtiger Teil angemessenen Essverhaltens.

Woran erkennt man gestörtes Essverhalten

Von gestörtem Essverhalten spricht man bereits, wenn ein (junger) Mensch sein Essverhalten (radikal oder schleichend) ändert. Typischerweise weil Betroffene sich mit einem Aspekt ihres Körpergewichts, ihrer Körperform oder ihres Aussehens im Allgemeinen unzufrieden fühlen. Anzeichen für gestörtes Essverhalten umfassen unter anderem:

  • Das Essverhalten wird immer unregelmäßiger oder unflexibler. Dies kann Diäten (low-carb;16-8 usw.), Fasten oder das vollständige Auslassen einzelner Hauptmahlzeiten beinhalten
  • Das Einschränken der Menge oder Vielfalt gegessener Lebensmittel, z. B. Verbote bestimmter Lebensmittelgruppen (keine Kohlenhydrate oder Fette) oder starre Lebensmittelauswahl
  • Übermäßiges Essen bzw. Kontrollverlust während des Essens (sog. Binge-Eating)
  • Gezielte Verhaltensweisen, die das Abnehmen aktiv befördern, wie z.Bsp. exzessiver Sport (Home-Workouts, vermehrtes Spazierengehen und Stehen), Erbrechen oder die Verwendung von Appetitzüglern, Abführ- oder Entwässerungsmitteln.

Wenn diese Verhaltensweisen länger als ein paar Wochen anhalten, sollten sie diese aktiv und direkt ansprechen und benennen, um ihre Einschätzungen ggfs. zu untermauern: Betroffene reagieren oft entweder gereizt und abweisend oder dankbar und hilfesuchend. Wenn Betroffene soziale oder familiäre Situationen meiden, die mit Essen zu tun haben, haben Sie (als Eltern oder Angehörige) guten Grund, sich Sorgen zu machen und zu vermuten, dass etwas nicht stimmt. In dieser Situation müssen Sie schnell reagieren bzw. aktiv einzugreifen, um die oder den Betroffene/n anzuleiten und zu coachen, um ein geregeltes Essverhalten wiederherzustellen und gestörte Gewichtsregulationsverhaltensweisen zu stoppen. Zudem sollten sie gemeinsam professionelle Hilfe aufsuchen. Ein moderner und erfolgsversprechender Ansatz ist z.Bsp. die familienbasierte Therapie (FBT) nach Maudsley. Mehr Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten im Allgemeinen erhalten sie hier

(ständige) Beschäftigung mit Figur und Gewicht

Wenn ein junger Mensch Hänseleien über seine Körperform und -größe erfährt, ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass es sich um ein Mobbingproblem handelt (und nicht um ein Problem der Größe oder Form des Betroffenen) und entsprechend zu reagieren. Stärken sie das Selbstbewusstsein der Person, in dem Sie ihr zuhören, Sie mit seinen Schilderungen ernst nehmen und ihr helfen, die Situation angemessen einzuordnen (Thema Mobbing & Wehrhaftigkeit). Es kann sehr hilfreich sein, so früh wie möglich die eigenen Kinder allgemein dazu ermutigen, einen angemessenen Umgang mit dem Thema Mobbing in Bezug auf Körperform, -größe oder Geschlecht zu erlernen sowie negativen Umgang damit zu erkennen und in Frage zu stellen bzw. zu konfrontieren.
Es ist zudem wichtig, als Eltern darüber Bescheid zu wissen, welcher Umgang in der peergroup ihrer Kinder mit diesen Themen vorherrscht. Darüber hinaus können Schulen, Sportgruppen und Vereine bereits bestehende kritische Ansichten der Betroffenen ungünstig verstärken ebenso wie der Konsum der auf Visualisierung und Aussehen fokussierten sozialen Medien wie snapchat, facebook, instagram und co.). Das Bewerten der körperlichen Entwicklung und Erscheinung steht quasi im Vordergrund der Kommunikation junger Heranwachsender.
Betroffene von Essstörungserkrankung reagieren im besonderen Ausmaß empfindlicher auf negative Kommentare und soziale Botschaften als andere, da sie mehr dazu neigen, aus einer gravierenden Selbstunsicherheit heraus, „perfekt“ sein zu wollen bzw. zu müssen. Entsprechend ergibt sich eine Art „Hyperfokussierung“ auf Kommentare über ihre Körperform und -größe. Dies wiederum beeinflusst ihr Denken und ihre Einstellung zu Essen, Figur, Sport und Gesundheit in erheblichem Ausmaß.

Gezieltes Handeln ist gefragt (v.a. für Angehörige)

Wenn das Essverhalten über mehrere Wochen auffällig erscheint, musst du als Angehörige:r eine klar definierte und konsequente Haltung einnehmen, deine Achtsamkeit erhöhen und die Mahlzeiten bzw. das Bewegungsverhalten deines Kindes überwachen. Hilfreich kann es sein, ein Protokoll darüber zu führen, was und wie viel ihr Kind isst und wie sich das Gewicht entwickelt (auch hilfreich für die Hausärztin/den Hausarzt z.Bsp. bei der Antragstellung für eine stationäre Behandlung). Du solltest dein Kind aber von Anfang an aktiv miteinbeziehen und dir auch frühzeitig professionelle Unterstützung holen.

Wenn dein Kind einige der obigen Warnzeichen für Essstörungen zeigt:

  • Coachen und ermutige bzw. befähige dein Kind wieder zu einem angemessenen Essverhalten (insbesondere regelmäßige, fest definierte Mahlzeiten)
  • Begrenze gestörte Verhaltensweisen vor-, während und nach dem Essen aktiv und zeige keine Toleranz gegenüber diesem Verhalten (unterstützt euch als Eltern gegenseitig darin, dies kann ein sehr emotionaler und anstrengender Prozess sein)
  • Unterstütze und ermutige dein Kind, seine eventuell eingeschränkte Lebensmittelauswahl auszuweiten und wieder vielfältiger zu essen
  • stell gemeinsam mit deinem Kind alle essstörungsrelevanten „Regeln“ in Frage, die es möglicherweise über die Zeit entwickelt hat
  • Gestaltet die gemeinsamen Mahlzeiten als Familie angenehmer (keine Vorwürfe, keine Emotionen, keine Moralpredigten); etabliere selbst klare Vorstellungen über die von dir geforderten angemessenen Verhaltensweisen beim Essen und setzt diese als Eltern auch konsequent durch
  • Unterstütze dein Kind dabei, gewichtsbezogene Kommentare von anderen (besser) zu erkennen und in Frage zu stellen und sie als Eltern wieder aktiver miteinzubeziehen, damit sich Fehlüberzeugungen zurückbilden können
  • sprich nicht über dein Kind, sondern mit deinem Kind
  • stelle keine Mutmaßungen an, was in deinem Kind vorgeht, sondern frage es liebe direkt – und betone deine Schwierigkeiten, es zu verstehen, wenn es nicht mit dir reden will
Illustration eines Gehirns

Weitere Informationen (Videos und Downloads) im Mitgliederbereich

Zum Mitgliederbereich